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US-Experte: Trend zu umfassenderem Versicherungsschutz in der Landwirtschaft

Weinberger: Risikoabsicherung für einen stabilen Agrarsektor. Mit zunehmenden Wetterextremen geht der Trend hin zu umfassenderen Ernteversicherungen, lautete der Tenor während des internationalen Agrarversicherungskongresses in Wien Anfang dieser Woche.

EUR 400 Mio. Schaden in der heimischen Landwirtschaft hat die extreme Trockenheit im diesjährigen Sommer laut vorläufiger Schätzung der Landwirtschaftskammer Österreich verursacht. 2012 erlebte Amerika die schlimmste Dürrekatastrophe seit 50 Jahren. Rund 60% der Polizzen in den USA waren von der Dürre betroffen. „Angesichts des Klimawandels mit einer starken Zunahme an Wetterextremereignissen sowie der immer volatileren Agrarpreise wird ein breiter Versicherungsschutz für die Landwirtschaft immer wichtiger „, erklärte Thomas P. Zacharias, Präsident von „National Crop Insurance Services “ (NCIS), die Interessenvertretung der US-Ernteversicherer, heute in Wien. „Aufgrund des steigenden Wetterrisikos werden künftig erweiterte Agrarversicherungssysteme notwendig sein, um auf Dauer eine stabilen Agrarsektor garantieren zu können „, betonte Kurt Weinberger, Generaldirektor der Österreichischen Hagelversicherung.

In den USA haben Agrarversicherungen eine große Bedeutung. Durch das Private-Public-Partnership Versicherungsmodell (PPP) wird mehr als die Hälfte des US-Agrarbudgets für ein Einkommen-Absicherungs-System aufgewendet. Der weltweite Ernteversicherungsmarkt liegt bei über USD 23 Mrd. (EUR 17 Mrd.). Das bedeutet, dass der US-Staat für umfassende Ernteversicherungen mehr als die Hälfte der Prämie übernimmt und in manchen Versicherungsvarianten sogar für die gesamte Prämie sowie die kompletten Verwaltungskosten der Versicherer aufkommt. Darüber hinaus gibt der Staat eine Rückversicherungshaftung für extreme Schadensfälle wie auch für Risiken in Gebieten mit hoher Schadensanfälligkeit.

US-Farmer haben Großteils Ernte- und Einkommensversicherung
Die staatlichen US-Versicherungsprogramme gliedern sich in die Absicherung von Menge und Preis. Der Versicherungsschutz der Erntemenge basiert auf historischen Erträgen. So kann ein Farmer sagen er möchte zum Beispiel 85% seines durchschnittlichen historischen Ertrages gedeckt haben; zusätzlich kann er eine Einkommensversicherungsvariante wählen und sich dadurch vor einem Preisverfall schützen. 75% aller versicherten Landwirte in den USA haben sich für ein derartiges Versicherungsmodell, mit einer Entschädigung bei sinkenden Preisen entschieden. Die Preisabsicherung stützt sich etwa auf Futures vom Dezember an der Chicagoer Börse, die den für Juni festgelegten Preis garantieren. Der Farmer könne dadurch bereits bei der Saat mit einem Mindesteinkommen kalkulieren. „Eine derartige Preisabsicherung wird sich in Zukunft stark verbreiten „, schätzt Weinberger, der bei der gestrigen Generalversammlung der weltweiten Vereinigung der Agrarversicherer für weitere zwei Jahre als Präsident gewählt wurde.

Gravierende Unterschiede zwischen USA und EU
In Österreich fehlten für solche Systeme zwei Voraussetzungen: Einerseits gibt es in hierzulande keine derartigen exakten Erntemengenaufzeichnungen der Landwirte – es fehlt die Datenbasis -, und außerdem mangelt es auch im Umgang mit Börsenprogrammen, weiß Weinberger. Was allerdings bei den betrieblichen Voraussetzungen nicht verwunderlich sei. Immerhin bewirtschaftet in den USA ein durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betrieb rund 800 ha, in Österreich sind es knapp 20 ha.

Das österreichische Agrarversicherungssystem basiert auch zum Teil auf einem PPP-Modell. Das bedeutet, dass Versicherungsprämien der Landwirte für die Risiken Hagel und Frost zu je 25% von Bund und den einzelnen Bundesländern gefördert werden – die Möglichkeit, Mittel aus dem Katastrophenfonds zu lukrieren entfällt dadurch. Die Österreichische Hagelversicherung bietet neben Hagel für zehn weitere Risiken wie zum Beispiel Trockenheit, Sturm, Überschwemmung und Frost Versicherungsschutz an.

NCIS-Mitglieder bieten komplexes Risikomanagement-Sicherheitsnetz
„Ernte- und Einkommensversicherungen sind in den USA angesichts des Klimawandels und der stark schwankenden Agrarpreise nicht mehr wegzudenken. Sie können keine Naturkatastrophen und extreme Preisschwankungen verhindern, aber sie verhelfen den Landwirten jedenfalls zu mehr Stabilität in der Betriebsführung „, betonte Zacharias. Aktuell bieten 16 NCIS-Mitgliedsunternehmen, in Partnerschaft mit der Regierung, ein Risikomanagement-Sicherheitsnetz für jeden Produzenten in Amerika an: das geht von der reinen Hagelversicherung für landwirtschaftliche Kulturen über die sogenannte Mehrgefahrenversicherung und staatlich geförderte Risikomanagementprogramme bis zu auf privater Basis entwickelte Versicherungslösungen. (Red/AIZ)

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